Niedersachsen hat zentrale Rolle durch Nationale Wasserstoffstrategie
27. Juli 2023
Das Bundeskabinett hat am 26. Juli 2023 die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen und die Strategie aus dem Jahr 2020 damit an aktuelle Entwicklungen angepasst und weiterentwickelt. Daneben wird derzeit eine Importstrategie für Wasserstoff und dessen Derivate erarbeitet.
Dazu sagt Dr. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen e.V. (UVN):
„Die Verabschiedung der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) ist äußerst erfreulich, da sie eine Vielzahl sinnvoller Maßnahmen enthält, die den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft signifikant beschleunigen können und eine Grundlage für die Stärkung Deutschlands als Industrieland und Wirtschaftsstandort sowie für zukunftsfähige Arbeitsplätze schafft. Besonders positiv ist die Erhöhung der Elektrolyseleistung von 5 auf 10 GW, wodurch Niedersachsen in Verbindung mit den anderen norddeutschen Bundesländern eine zentrale Rolle einnehmen wird.
Die Veröffentlichung des Wasserstoffkernnetzes durch FNB Gas e.V. als Teil der NWS am 12. Juli ist ebenfalls zu begrüßen. So bietet es eine solide Grundlage für den Aufbau einer flächendeckenden Transportinfrastruktur. Es wird jedoch wichtig sein, die zukünftigen Wasserstoffbedarfe sowie geeignete Standorte für Elektrolyseure zu ermitteln und dabei auch die Speichermöglichkeiten angemessen zu berücksichtigen. Zusätzlich ist die Entwicklung einer Importstrategie von großer Bedeutung, um unseren Wasserstoffbedarf bis 2030 decken zu können. Dafür sind wir auf Importe, sowohl aus der EU, als auch darüber hinaus, angewiesen . Hier ist es aus unserer Sicht erfreulich, dass die NWS auch blauen, orangenen und türkisen Wasserstoff berücksichtigt und auch in begrenztem Umfang fördern möchte, was ein gutes Signal für unsere energieintensiven Industrien ist. Bund und Länder werden in der kommenden Zeit eng zusammenarbeiten müssen, um die gesteckten Ziele erfolgreich umzusetzen.“
Die Aktualisierung der Nationalen Wasserstoffstrategie verfolgt bis 2030 folgende Ziele:
- Beschleunigter Markthochlauf von Wasserstoff: Die Einführung von Wasserstoff, seinen Derivaten und Wasserstoffanwendungstechnologien wird deutlich beschleunigt, und das Engagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette wird massiv gesteigert.
- Sicherstellung ausreichender Verfügbarkeit von Wasserstoff und seinen Derivaten: Das Ziel für heimische Elektrolysekapazität bis 2030 wird von 5 GW auf mindestens 10 GW erhöht. Den verbleibenden Bedarf decken wir durch Importe, wofür eine gesonderte Importstrategie entwickelt wird.
- Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur: Bis 2027/2028 wird mit Unterstützung der IPCEI-Förderung ein Wasserstoffstartnetz in Deutschland mit über 1.800 km neu gebauten und umgerüsteten Wasserstoffleitungen errichtet. Europaweit kommen zusätzlich ca. 4.500 km hinzu (European Hydrogen Backbone). Die Erweiterung zu einem Kernnetz wird bis 2032 alle bedeutenden Erzeugungs-, Import- und Speicherzentren in Deutschland mit den relevanten Abnehmern verbinden.
- Etablierung von Wasserstoffanwendungen in verschiedenen Sektoren: Bis 2030 werden Wasserstoff und seine Derivate verstärkt in der Industrie, bei schweren Nutzfahrzeugen und zunehmend im Luft- und Schiffsverkehr eingesetzt. Im Stromsektor trägt Wasserstoff zur Energieversorgungssicherheit bei, indem er in auf klimaneutrale Gase umrüstbaren Gaskraftwerken (H2-ready) sowie als variable und systemdienliche Stabilisatoren bzw. flexible Lasten in Elektrolyseuren genutzt wird. Die Nutzung von Wasserstoff in der zentralen und dezentralen Wärmeversorgung wird perspektivisch vorangetrieben, und die Rahmenbedingungen werden im GEG, in der Wärmeplanung und im europäischen Gasmarktpaket weiterentwickelt.
- Deutschland als Leitanbieter für Wasserstofftechnologien bis 2030: Deutsche Anbieter bauen ihre Technologieführerschaft aus und bieten die gesamte Wertschöpfungskette von Wasserstofftechnologien, von der Produktion (zum Beispiel Elektrolyseure) bis hin zu den verschiedenen Anwendungen (zum Beispiel Brennstoffzellentechnologie), an.
- Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen: Kohärente rechtliche Voraussetzungen auf nationaler, europäischer und möglichst auch internationaler Ebene werden geschaffen, um den Markthochlauf zu unterstützen. Dies beinhaltet effiziente Planungs- und Genehmigungsverfahren, einheitliche Standards und Zertifizierungssysteme sowie ausreichend ausgestattete und auf allen Ebenen koordinierte Verwaltungsstrukturen.